Sodbrennen – Wenn das Feuer in der Speiseröhre lodert
Wer kennt es nicht – das unangenehme Brennen in der Speiseröhre? Tagsüber meidet man aus Angst den Nachtisch, und nachts rauben die Schmerzen in der Speiseröhre den Schlaf. Menschen, die zu Sodbrennen neigen, leiden häufig unter saurem Aufstoßen oder Magenschmerzen und sind dadurch in ihrem Alltag oft stark eingeschränkt. Doch was genau ist Sodbrennen, und wie kann man es bekämpfen?
Was ist Sodbrennen? Die Fakten
Sodbrennen entsteht, wenn Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt – ein Phänomen, das als Reflux bezeichnet wird. Besonders der Magensaft mit seiner Magensäure ist sehr sauer. Mit einem pH-Wert von 1-2 ist er vergleichbar mit einer sehr starken Säure. Während die Magenschleimhaut gut gegen diese Säure geschützt ist, fehlt dieser Schutz in der Speiseröhre. Dadurch können Reizungen entstehen, die wir als Schmerzen hinter dem Brustbein und damit als Sodbrennen wahrnehmen.
Normalerweise hat Magensäure in der Speiseröhre nichts zu suchen. Doch wie gelangt sie dorthin? Bei Betroffenen von Sodbrennen funktioniert der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen nicht richtig. Dieser Muskel sorgt normalerweise dafür, dass Nahrung nur in eine Richtung – nämlich vom Mund in den Magen – gelangen kann. Wenn diese Barriere jedoch geschwächt ist, kann der Mageninhalt zurückfließen und Sodbrennen verursachen.
Symptome: Typische Anzeichen von Sodbrennen
Sodbrennen kann sich durch verschiedene Symptome äußern, deren Intensität von Person zu Person variiert.
Zu den häufigsten Anzeichen gehören
- Schmerzen hinter dem Brustbein
- Brennen in der Speiseröhre
- Saures Aufstoßen
- Magenschmerzen
- Völlegefühl und Magendruck
Diese Symptome treten oft nach dem Essen, im Liegen, nachts oder bei körperlicher Aktivität auf.
Ursachen für Sodbrennen
Sodbrennen und Reflux können durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden.
Häufige Ursachen sind:
- Fehlfunktion des Speiseröhrenschließmuskels
- Überproduktion von Magensäure
- Übergewicht
- Stress
- Zwerchfellbruch
- Bestimmte Erkrankungen (Bspw. Diabetes mellitus oder eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori) oder die Einnahme verschiedener Medikamente (Bspw. NSAR wie Ibuprofen oder Aspirin)
- Bestimmte Lebens- und Genussmittel
Gerade bei Lebensmitteln sind die individuellen Auslöser für Sodbrennen meist sehr verschieden. In vielen Fällen zählen aber vor allem fett- und zuckerhaltige Speisen sowie Genussmittel wie Alkohol und Kaffee zu den Auslösern von Sodbrennen. Auch der Konsum von Nikotin erhöht das Sodbrennenrisiko. Allen diesen Auslösern ist gemein, dass sie die Magensäureproduktion anregen. Manchmal kann auch ein gesunder Magen auf übermäßigen Konsum dieser Substanzen mit Sodbrennen reagieren.
Mögliche Folgen von Sodbrennen
Wenn saurer Mageninhalt häufig zurückfließt und Sodbrennen verursacht, kann dies langfristig gesundheitliche Folgen haben. Dauerhafte Reizungen können zu Entzündungen der Speiseröhren- oder Magenschleimhaut führen, und im Magen können Geschwüre entstehen.
Auch der Darm kann betroffen sein, wenn der Schließmuskel zwischen Magen und Zwölffingerdarm nicht richtig funktioniert. In solchen Fällen kann Gallensaft in den Magen zurückfließen und dessen Funktion beeinträchtigen. Wenn Magensäure in den ungeschützten Zwölffingerdarm gelangt, besteht das Risiko von Geschwüren und weiteren Beschwerden im Magen-Darm-Bereich.
Gibt es Risikogruppen für Sodbrennen?
Bestimmte Personengruppen sind besonders anfällig für Sodbrennen
- Ältere Menschen
- Übergewichtige
- Schwangere
- Bestimmte Sportler
- Gestresste Personen
- Menschen mit ungesunden Ernährungsgewohnheiten
Bei diesen Gruppen ist das Risiko für eine beeinträchtigte Funktion des Magens oder des Speiseröhrenschließmuskels erhöht, wodurch es zu einem vermehrten Rückfluss von saurem Mageninhalt kommen kann.
Sodbrennen in der Schwangerschaft
In der Schwangerschaft ist das Risiko für Sodbrennen besonders hoch, was hauptsächlich auf zwei Faktoren zurückzuführen ist: die Schwangerschaftshormone und den steigenden Druck im Bauchraum. Die Hormone lockern die Muskeln und das Gewebe im Bauchraum, um Platz für die wachsende Gebärmutter zu schaffen, wodurch auch der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen lockerer wird. Dies begünstigt den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre, was Sodbrennen verursacht.
Mit dem Fortschreiten der Schwangerschaft nimmt zusätzlich noch der Druck auf den Magen und den Schließmuskel weiter zu, was das Problem verstärkt. Da viele Frauen in der Schwangerschaft lieber auf Medikamente verzichten, sind sanfte Behandlungsmethoden gefragt. Hausmittel wie Kümmeltee oder Kartoffelsaft sowie das Befolgen bestimmter Verhaltensregeln können helfen.
Tipps sind
- Lagern Sie den Oberkörper im Liegen hoch, um den Rückfluss zu erschweren.
- Essen Sie kleine, leicht verdauliche Mahlzeiten.
Falls diese Maßnahmen nicht ausreichen, können Schwangere ihre behandelnde Gynäkologin um Rat bitten oder in der Apotheke des Vertrauens nach medikamentöser Hilfe fragen. Eine Option wären beispielsweise Säurebinder, sogenannte Antazida, zu verwenden.
Vorbeugen ist die beste Medizin: Prävention
Die beste Methode, Sodbrennen zu vermeiden, besteht darin, selbst aktiv zu werden. Kleine Anpassungen bei Ernährung und Lebensstil können oft schon eine deutliche Linderung bringen. Es lohnt sich, die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und anzupassen.
Beispielsweise sollte man auf Sodbrennen-fördernde Getränke wie Kaffee und Alkohol weitestgehend verzichten, da sie schnell zu einer Übersäuerung des Magens führen.
Weitere Präventionsmaßnahmen umfassen
- Eine gesunde, fett- und zuckerarme Ernährung
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (ungesüßte Kräutertees, stilles Wasser)
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht
- Aufrechte Körperhaltung und regelmäßige Bewegung
- Schlafen in Rückenlage mit hochgelagertem Oberkörper
- Stressabbau
- Tragen von bequemer, nicht einengender Kleidung
Um Sodbrennen effektiv vorzubeugen, ist es wichtig, die individuellen Auslöser zu kennen. Ein Sodbrennen-Tagebuch kann dabei helfen, die persönlichen Ursachen zu identifizieren und gezielt gegenzusteuern.
Unterstützung durch die richtige Atmung
Im Alltag atmen wir oft zu flach, wodurch die Atemmuskulatur, insbesondere das Zwerchfell, nicht ausreichend trainiert wird. Ein schwaches Zwerchfell kann seine Aufgabe als „Anti-Refluxbarriere“ nicht richtig erfüllen, was Sodbrennen begünstigt. Durch spezielle Übungen lässt sich die Zwerchfellmuskulatur jedoch gezielt stärken. Die Technik der tiefen Bauchatmung, auch Zwerchfellatmung genannt, ist einfach erlernbar und lässt sich gut in den Alltag integrieren.
Hausmittel: Sanfte Hilfe für den Magen
Zur Vorbeugung von Sodbrennen können auch Hausmittel hilfreich sein. Die Liste der Empfehlungen ist lang, und nicht jedes Mittel wirkt bei jedem Menschen gleich gut. Grundsätzlich wirken bestimmte Kräuter magenberuhigend und verdauungsfördernd, sei es als Gewürz oder als Tee. Es ist wichtig, ausreichend zu trinken, um die Magensäure zu verdünnen. Ungesüßter Kräutertee oder stilles Wasser sind besonders geeignet.
Bestimmte Lebensmittel wie Kartoffelsaft, Weißbrot oder reife Bananen können Magensäure binden und so einer Übersäuerung entgegenwirken. Sodbrennen wird dadurch oft schnell gelindert oder tritt gar nicht erst auf. Auch homöopathische Mittel können eine Option sein, da einige Betroffene positive Erfahrungen damit gemacht haben.
Vorsicht ist jedoch bei Natron geboten, das lange als Hausmittel gegen Sodbrennen galt. Es kann den Säure-Basen-Haushalt des Körpers stören und zu unangenehmen Nebenwirkungen wie starkem Aufstoßen führen. Auch Milch sollte von Personen, die zu Sodbrennen neigen, mit Vorsicht genossen werden, da sie bei einigen Betroffenen die Beschwerden eher verstärkt.
Behandlung: Arzneimittel gegen Sodbrennen
Zur Behandlung von Sodbrennen und säurebedingten Magenbeschwerden stehen verschiedene rezeptfreie Medikamente zur Verfügung, darunter:
- Antazida
- Refluxsuppressiva
- Filmbildner
- Protonenpumpenhemmer (PPI)
- H2-Blocker
Behandlung mit Antazida, Refluxsuppressiva and Filmbildnern
Bei leichten bis mittelstarken Beschwerden mit einem erkennbaren Auslöser sind Säurebinder, sogenannte Antazida, Refluxsuppressiva mit Alginaten oder pflanzliche Filmbildern eine Option. Während Antazida die Magensäure neutralisieren, bilden Refluxsuppressive bei Kontakt mit dem Magensaft einen Schaum, der den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre erschwert und Filmbildner enthalten sogenannte Polysaccharide, die sich als Schutzschicht auf die Schleimhaut in der Speiseröhre und im Magen legen kann.
Unter den Antazida gibt es noch die Besonderheit, dass es neben klassischen Säurebindern auch die sogenannten Schichtgitterantazida gibt, fdie ausschließlich überschüssige Magensäure neutralisieren, ohne die Verdauungsfunktion zu beeinträchtigen. Der pH-Wert des Magens wird durch die besonderen Eigenschaften des Schichtgittern in einem optimalen Bereich von 3-5 gehalten. Zu diesen Medikamenten zählt beispielsweise das RIOPAN MAGENGEL, das rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist. Die praktische Darreichungsform ermöglicht eine einfache Anwendung im Alltag oder auf Reisen, ohne dass zusätzliche Flüssigkeit erforderlich ist. Zudem wirkt das Gel sofort nach der Einnahme und legt sich ebenfalls schützend über die Schleimhäute von Speiseröhre und Magen.
Behandlung mit Säureblockern: Protonenpumpenhemmer und H2-Blocker
Bei stärkeren oder häufigeren Beschwerden werden oft Protonenpumpenhemmer (PPI) eingesetzt, wie beispielsweise Pantozol Control®. Diese Säureblocker hemmen die Magensäureproduktion, wobei die Wirkung etwas verzögert eintritt, aber dafür auch länger anhält. Einige PPI sind rezeptfrei erhältlich, sollten jedoch bei längerfristiger Anwendung nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, da ernste Erkrankungen hinter den Beschwerden stecken könnten.
H2-Blocker sind eine Alternative für Personen, die keine PPI vertragen. Sie wirken auf einem anderen Mechanismus und sind weniger stark. In niedriger Dosierung sind sie rezeptfrei erhältlich. Höher dosierte H2-Blocker sind hingegen verschreibungspflichtig.
Selbst wenn die Sodbrennen-Mittel rezeptfrei erhältlich sind, ist es wichtig, die Hinweise in den Packungsbeilagen zu beachten, da auch diese Medikamente Nebenwirkungen haben können.
Grenzen der Selbstbehandlung: Wann Sie ärztlichen Rat suchen sollten
Gelegentliches Sodbrennen ist meist harmlos, doch wenn die Beschwerden regelmäßig auftreten oder besonders stark sind, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Es könnte sich um eine behandlungsbedürftige Erkrankung wie die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) handeln.
Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) erkennen und behandeln
Als gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) bezeichnet man die Erkrankung, bei der Magensäure regelmäßig in die Speiseröhre aufsteigt und dort Beschwerden verursacht. Typische Symptome sind Sodbrennen, saures Aufstoßen, ein bitterer Geschmack im Mund und chronischer Husten. In schweren Fällen kann GERD die Speiseröhre schädigen und zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitis), Geschwüren oder sogar Veränderungen der Schleimhaut (Barrett-Ösophagus) führen, die das Risiko für Speiseröhrenkrebs erhöhen.
Wenn Hausmittel und rezeptfreie Medikamente nach zwei Wochen keine Besserung bringen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Der Hausarzt oder die Hausärztin kann die Ursache der Beschwerden feststellen und eine geeignete Behandlung einleiten. In manchen Fällen wird er Sie an einen Gastroenterologen oder -enterologin zur ausführlichen Diagnostik überweisen.
Ein sofortiger Arztbesuch ist bei folgenden Alarmsymptomen erforderlich:
- Blutungen, erkennbar an schwarzen Verfärbungen im Stuhl
- Schluckbeschwerden
- Starke und unbeabsichtigte Gewichtsabnahme
- Schwellungen und Verhärtungen im Bauchraum
- Starke Schmerzen im Brustkorb oder Oberbauch
- Erbrechen ohne erkennbaren Auslöser.